Ludwig Stegmüller
Die Perfektion des feinen Striches



Vorwort

Es gilt, die Person Prof. Ludwig Stegmüller darzustellen, seine umfangreiche Arbeit zu würdigen. Eine einfache Aufgabe? Eine niederschmetternde! Denn wem stehen schon Recht und Kraft zu, andere Menschen zu beurteilen? Ach, wäre man doch Journalist! Die fabrizieren meist eine kurze, allerdings dramatische Zeitungsstory, „wobei sie die beschriebenen Menschen ihren Lesern zum Fraße vorwerfen", wie Peter Turrini nicht müde wird zu klagen. Was tun? Den Menschen, den Maler Stegmüller sich selbst darstellen lassen? Ja, das machte sich gut! Wir fahren zu einem Gespräch mit Ludwig Stegmüller. Dürfen wir es Ihnen mit geziemender Demut vorlegen?

Wer einen Maler vorstellen möchte, hat natürlich die Bilder im Mittelpunkt zu sehen. Wie schwindelt einen jedoch, wenn Stegmüller seine vielen Mappen ausbreitet, seine Studien und Skizzen vorlegt, wenn er von den vielen, vielen Bildern erzählt, die sogar nach Amerika und Japan ausgewandert sind. Hunderte Bilder möchten abgedruckt sein, doch der angebotene Raum im Magazin ist nur so schmal!

Wie immer, so hat auch hier die Not eine schnelle Lösung gebracht: Wir schränken einfach die Motive auf Kapfenberg ein. Aber der Maler weiß nicht mehr so recht, wem er seine vielen Kinder zur sorgsamen Pflege übergeben hat. In diesem kritischen Augenblick erscheinen zwei strahlende Lichtbringer, Herr Schulrat Kurt Grimm und sein löblicher Sohn Reinhard. In monatelanger Arbeit stöbern sie 47 (!) Bilder mit Kapfenberger Motiven auf. Eifrig fotografieren die beiden und ordnen liebevoll. Schließlich liegt zur allseitigen Bewunderung eine Mappe mit 93 Seiten vor, ein Geschichts- und Heimatbuch der Stadt Kapfenberg. „Mein ganzes Leben verbringe ich nun an diesem Ort, aber erst seit der Beschäftigung mit Prof. Stegmüller habe ich die Stadt kennen- und lieben gelernt", sagt Reinhard Grimm, nachdem er mit nicht geringem Stolz die Mappe geschlossen hat.

Wie gerne hätten wir die 93 Seiten abgedruckt! Platz- und Geldmangel lassen aber nur einen Kompromiss zu: 1. Die Geschichte der Stadt Kapfenberg stellen wir in einem Bild Stegmüllers vor, dem „Tausend-Jahr-Wander-Bild", wie wir es getauft haben; ist es doch eine „Sammlung" der wichtigsten Baudenkmäler in und um Kapfenberg. Der Autor dieser Zeilen durfte das Bild in die Sprache übertragen. 2. Im Anschluss daran erlauben wir uns, vor Ihnen eine kleine Auswahl der vielen Bilder Stegmüllers mit Kapfenberger Motiven auszubreiten. Wir beginnen mit vier Werkzeichnungen, schließen mit einigen Bildern der Burg an, betrachten Markt und Stadt, spazieren nach St. Martin, lassen uns in die Zeit der Eisenhämmer zurückfallen und schielen endlich über die Stadtgrenzen hinaus, um zu sehen, was sich so im Umland tut.

Die Begegnung mit Prof. Ludwig Stegmüller war beglückend, und doch verlassen wir ihn mit großer Trauer und Wehmut. Wäre doch noch so viel zu tun! Wo finden sich die Menschen, die sich in die Arbeit stürzen, die Bilder mit Brucker Motiven zu sammeln, die Bilder aus der Serie Österreichische Bauernhöfe? Wo sind die edlen Mäzene, die die sensationelle Darstellung der „Steirischen Eisenstraße" drucken lassen? Wer stellt die Bilder aus der Ost- und Weststeiermark zusammen? Aus Kärnten und Salzburg? Mit der Hoffnung, es werden sich interessierte Menschen finden, übergeben wir Ihnen die folgenden Seiten.

Rüdiger Mendel, Kurt und Reinhard Grimm